Kultur

Newroz

Am 21. März feiern Kurden das Newroz Fest (Nouruz) und betrachten es als nationale Veranstaltung. Auch andere Bevölkerungsgruppen in Iran, Zentralasien und im Kaukasus feiern dieses Fest. Das Verbrennen von Fackeln bzw. das Anzünden des Feuers im Freien ist dabei unerlässlich. Das Feuer symbolisiert die Freiheit. Dem Mythos zufolge ist die Fackel ein Symbol des Sieges und der Errettung aus Ungerechtigkeit und Unterdrückung, die von einem tyrannischen Herrscher ausgeübt wurden. Das Newroz Fest hat hinsichtlich des kurdischen Volkes auch eine historische Dimension: die Errichtung des Median Empire (Meder) wird auf Newroz zurückgeführt. Newroz ist eines der ältesten Feste. An diesem Tag beginnt zur gleichen Zeit das neue Jahr für das kurdische Volk (2019 n. Chr., entsprechend 2719 K.). Die Feierlichkeiten des Newroz Festes finden immer in der Natur statt. Folklore und kurdische Tänze werden wiederbelebt und erinnern an die Fackel des Helden „Kawa“. Die mythische Geschichte der Kurden von Newroz besagt, dass es früher einen bösen assyrischen König gab, der „Dahak“ genannt wurde. Dieser König und sein Königreich wurden wegen ihrer Bosheit verflucht und deswegen schien die Sonne nicht. Es war unmöglich Pflanzen anzubauen, um Lebensmittel herzustellen. Der König „Dahak“ erließ einen weiteren Fluch: Er hatte zwei Schlangen an seinen Schultern und wenn die Schlangen hungrig waren, verspürte der König große Schmerzen. Das einzige, was den Hunger stillte, waren Gehirne kleiner Kinder. So wurden jeden Tag zwei der Kinder des Volkes getötet und ihre Gehirne den Schlangen als Nahrung geboten. „Kawa“ war Schmied, und hatte 16 seiner 17 Kinder für den König geopfert. Als er darüber informiert wurde, dass er sein letztes Kind, eine Tochter, opfern sollte, schmiedete er einen Plan, um sie zu retten. Anstatt seine Tochter zu opfern, opferte Kawa ein Lamm. Er gab dem König das Gehirn des Lammes und schaffte es, seine Tochter auf diese Weise zu retten. Als die anderen von Kawa’s Trick erfuhren, taten sie dasselbe und schickten nachts ihre Kinder in die Berge, um dort bei Kawa in Sicherzeit zu leben. Die Kinder blühten in den Bergen auf und Kawa gründete eine Kinderarmee, um die Herrschaft des bösen Königs zu beenden. Als sie groß genug war, stiegen sie von den Bergen herab und stürmten das Schloss. Kawa tötete daraufhin den König. Um den Menschen diese Neuigkeit mitzuteilen, zündete Kawa eine große Fackel an, die den Himmel als Zeichen des Sieges erleuchtete. An diesem Morgen ging die Sonne wieder auf und die Landschaft begann zu blühen. Das war der Beginn eines „Neuen Tages“/Newroz. Historisch betrachtet war Mesopotamien im letzten Jahrtausend v. Chr. unter der assyrischen Herrschaft. In dieser Zeit erreichte das Reich seine größte Ausdehnung und beherrschte verschiedene Völker. Der Herrschaftsstil der Assyrer war brutal gegenüber benachbarten Stämmen und beherrschten Völkern. Der assyrische König war ihnen zum Alptraum geworden. Die Assyrer starteten saisonale Raub- und Beutezüge gegen die Meder. 

Sie plünderten und verbrannten alles. Im Jahr 612 v. Chr. gelang es den Medern, die Assyrer von den Stämmen Südrusslands zu isolieren und verbündeten sich mit den Chaldäern, um die Assyrer zu schlagen und Ninive (Hauptstadt von assyrischen Herrschaft) zu vernichten. Im Frühjahr desselben Jahres leiteten die Meder die Flut des Tigris an die Mauern der Stadt. Die Armeen der Meder (Ariana) drangen in die Stadt und beendeten die Herrschaft der Assyrer. So verkündeten die Meder am 21. März 612 v. Chr. den Fall von Ninive und feierten den großartigen Sieg. Daraufhin gründeten sie das „Median Empire“. Die Namen in der legendären Geschichte von Newroz stammen sowohl aus der medischen als auch aus der avestischen Sprache (den Wurzeln der aktuellen kurdischen Sprache). Der Begriff „Newroz“ wird in der kurdischen Sprache verwendet. Er ist zweisilbig, wobei die Silbe „NU“ für „neu“ und „ROJ“ für „heute“ steht. Auch das Feuer hat in der Geschichte der Völker in Kurdistan und Iran im Allgemeinen einen wichtigen Platz und symbolisiert das Licht: es wird benutzt, um sich Gott zu nähern. Der Prophet Zarathustra, als er den Gott des Guten und des Bösen in der Persönlichkeit des einen Gottes vereinte, drückte diese Vereinigung durch das Anzünden von Feuer aus. Die Meder sind die ersten, die Feuerpfeile in ihren Kriegen gegen Feinde einsetzen. Das Feuer symbolisiert in der kurdischen Sprache Aktivität, Trauer, Ehrfurcht und hat einen besonderen Platz in der kurdischen Kultur. Am 20. März nach Sonnenuntergang ist es üblich, dass junge Frauen und Männer in Dörfern und auf dem Land den Berg erklimmen, um in der Höhe Feuer anzuzünden, damit es für die Menschen sichtbar wird. Den Menschen im flachen Land wird damit das Verkünden des Newroz Fest symbolisiert. Wer für mehr Aufmerksamkeit sorgen will, schreibt mit dem Feuer beliebte kurdische Worte wie: Freiheit, Kurdistan und Newroz. In den Städten werden Fackeln oder Kerzen an sichtbaren Stellen oder auf der Straße angezündet. Am nächsten Morgen, den 21. März gehen die Menschen zu den Treffpunkten an den Flüssen und den Hängen der Hügel, um zu feiern und essen (leckeres Essen). Dort versammeln sich tausende von Menschen. Lustige Aufführungen von Tanz- und Folkloreliedern werden bis zum Sonnenuntergang geboten. Anschließend verabschieden sich die Menschen, indem sie sich die Hände schütteln und Glückwünsche austauschen. So vergeht ein schöner Feiertag voller Liebe und Hoffnung auf einen neuen Newroz. Newroz ist fest in der Kultur der Kurden als historisches Epos verankert und Symbol für ihren Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Newroz ist ein Treffen, das Menschen zusammenführt, um ihnen den Sieg der Gerechtigkeit vor Augen zu führen. Eine neue Ära und Freiheit beginnt mit dem Frühling. Newroz hat sich über Jahrhunderte in der Kultur des kurdischen Volkes etabliert und wurde zu einem jährlichen Karneval, das sowohl die kurdische Liebe zur Natur beinhaltet als auch ihre Sehnsucht nach Freiheit. Darüber hinaus die Gelegenheit, Menschen zu begegnen.