Urvölker, Ahnen und Vorfahren

Die Hurriter

Die Hurriter*innen breiteten sich im Nahen Osten und Nordmesopotamien aus. Eines ihrer wichtigsten Zentren war Nuzi (heutiges Kirkuk). Die Hurriter*innen ließen sich in verschiedenen Städten Kurdistans, wie Kirkuk und Erbil, sowie Gebieten in der Nähe der Stadt Urmia im Osten Kurdistans und der Stadt Urkesch im Westen Kurdistans nieder. Sie lebten in der Bronzezeit (4000 – 1500 v.u.Z.) und sprachen die hurritische Sprache, zu der die heutige kurdische Sprache gehört.

Die Hurriter*innen übernahmen für ihre Sprache die Keil- schrift und verfassten Dokumente sowohl in akkadischer als auch in hethitischer Sprache. Die hurritische Sprache verbreitete sich weitläufig, als sich ihr Königreich Mitte des zweiten Jahrtausends v.u.Z. ausdehnte. Und diese Sprache nahm zu dieser Zeit in der alten östlichen Zivilisation einen herausragenden Platz ein. In vielen historischen Stätten und Städten wurden Sammlungen von hurritischen Doku-

menten gefunden. Die Ausdrücke, das Vokabular und die Namen der Hurriter*innen werden auch in vielen schriftli- chen Dokumenten erwähnt, die in den verschiedenen Re- gionen des alten Ostens entdeckt wurden. Die wichtigste dieser Entdeckungen ist die Korrespondenz zwischen den Mittani-Königen und den ägyptischen Pharaonen.

Die hurritische Kultur hatte einen großen Einfluss auf die hethitische Kultur. Darüber hinaus beeinflusste die hur- ritische Kultur die gesamten alten Kulturen des Nahen Ostens, einschließlich der assyrischen Kultur. Die Hurri- ter formulierten Mythen, die bestimmte Wahrnehmun- gen der Ursprünge des Universums, der Ursprünge der Gottheiten und ihrer Beziehungen zum Menschen wider- spiegelten und formulierten auch berühmte sumerische und akkadische literarische Werke neu. Die Götter der Hurriter hatten ihre eigenen Tempel, wie es bei den alten Bewohner*innen Südmesopotamiens oder Ägyptens de Fall war. 

Zu Beginn des zweiten Jahrtausends v.u.Z. erlebte die Region des Nahen Ostens die Migration indoeuropäi- scher Völker nach Kurdistan, Iran und Kleinasien und diese Völker verschmolzen mit den Ureinwoh- ner*innen dieser Regionen. Das mit- tanische Volk gehörte zu diesen in- doeuropäischen Einwanderer*innen, die sich in Kurdistan niederließen und sich mit den Hurriter*innen zu- sammenschlossen, wo sie nach der Mitte des 16. Jahrhunderts v.u.Z. das Königreich Mittani gründeten.

Die Hurriter*innen-Stämme und -Städte wurden unter der Mittani- Dynastie vereinigt und gründeten das Mittanireich. Die Kampferfah- rung des mittanischen Volkes und die fortschrittlichen Waffen waren einer der Hauptfaktoren, die ihnen halfen, die Führung der Hurriter*innen zu übernehmen und ihr Reich aufzubauen. Der Gründer des Mittanireiches war der König Kirta, dessen Nachfolger der König Shuttarna war.

Die Mittani-Bevölkerung waren Pionier*innen in der Pfer- dezucht und dem militärischen Einsatz von Streitwagen. Sie verwendeten Pferde, um leichte Kriegswagen mit zwei Rädern zu fahren. Der Mitannier Kikkuli ist der Verfas- ser einer hippologischen Schrift aus dem 15. Jahrhundert v.u.Z.: Der Kikkuli-Text wurde 1906 in der hethitischen Hauptstadt gefunden. Er beschreibt ausführlich die Zucht, Haltung, Fütterung und Ausbildung von Pferden, die vor dem Streitwagen eingesetzt werden sollen. So wurden in über 184 Tagen dauernden Dressurkursen Pferde zu Hochleistungstieren ausgebildet, die zum schnelleren An- trieb des Streitwagens eingespannt wurden. Diese Inno- vation von Mittani ist später von Hethiter*innen, Assy- rer*innen und Ägypter*innen kopiert worden.

Dieses mächtige und riesige Reich war bekannt als das Hurri-Mittanische Reich, dessen Bevölkerung die Mehrheit

der Hurriter*innen ausmachte, und seine Hauptstadt war Washukanni im Westen Kurdistans. Dieser Staat er- streckte sich vom Van-See im Norden bis nach Zentral- mesopotamien im Süden und vom Urmia-See und den Zagros-Bergen im Osten bis zum Mittelmeer im Wes- ten. Sein Zentrum lag im Gebiet des Chabur und dessen Quellflüssen. Der Staat annektierte das heutige Syrien und seinen Einfluss erreichte Israel und Assyrien wurde Teil dieses Reiches.

Das Mittani Reich war zu dieser Zeit, neben Ägypten, dem Reich der Hethiter*innen eines der mächtigen Kö- nigreiche in der Region. Bis es geschwächt wurde und nach einer Regierungszeit von etwa 200 Jahren (1475- 1275 v.u.Z.) zusammenbrach. Der Zusammenbruch des Mittanireiches war das Ergebnis eines Machtkampfs zwi- schen den Mitgliedern der Herrscherfamilien, sowie der Invasionen der Hethiter*innen und Assyrer*innen. Die schwachen diplomatischen Beziehungen zwischen Mittani und Ägypten in dieser Zeit spielten auch eine Rolle beim Zusammenbruch des Staates.